Weltladentag 2020


„Ein Blick auf meine Lederschuhe reicht und unzählige Fragen geistern durch meinen Kopf: Welches Tier gab seine Haut für dieses Leder? Wie viele Menschen kamen ums Leben, weil sie den giftigen Gerbstoffen ohne Schutzkleidung ausgesetzt waren? Wessen Hände sind für immer von Narben entstellt, weil sie diesen Schuh genäht haben?

Auch ich habe mir lange Zeit keine Gedanken darüber gemacht, wo, von wem und unter welchen Bedingungen meine Lederschuhe hergestellt wurden. So geht es vielen, denn aufgrund fehlender öffentlicher Berichterstattung weiß selten jemand darüber Bescheid, wie die Arbeitsbedingungen in der Lederschuhproduktion genau aussehen. Erst die Berichte der Kampagne „Change your Shoes“ vom INKOTA-Netzwerk zeigten mir die schwerwiegendsten Probleme der Arbeiter*innen auf: die Arbeit mit gefährlichen Chemikalien ohne Schutzkleidung, Löhne unterhalb des Existenzminimums, Kinderarbeit, fehlende Absicherungen und Umweltverschmutzung im gesamten Umkreis der Fabriken.

Im Handel ist heutzutage kaum ein Lederschuh zu bekommen, der garantiert fair gehandelt ist. Damit sich dies ändert und auf meinen Schuhen neben meinem Gewicht nicht weiter das der untragbaren Arbeitsbedingungen lasten muss, fordere ich die Bundesregierung dazu auf, ein Lieferkettengesetz zu verabschieden. Dies würde alle Unternehmen in die Pflicht nehmen, ihre Lieferketten zu analysieren, Transparenz zu schaffen und gegen jegliche Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen Maßnahmen zu ergreifen.“

Westsachsens Weltläden fordern Lieferkettengesetz zum
weltweiten Schutz von Umwelt und Menschenrechten

Eine-Welt-Läden machen anlässlich des Weltladentags auf miserablen
Arbeitsbedingungen im globalen Süden aufmerksam

Die Weltläden in Aue, Chemnitz, Eibenstock und Freiberg haben sich
zusammengeschlossen, um auf zahlreiche Missstände in den Lieferketten deutscher
Konzerne hinzuweisen. Anlass dazu ist der jährlich stattfindende Weltladentag am 9.
Mai. An diesem Tag finden deutschlandweit Aktionen rund um den Fairen Handel statt.

Jeder der teilnehmenden Weltläden setzt bei seiner Forderung nach einem Lieferkettengesetz
einen anderen Fokus. Birgit Mädler, vom Weltladen Aue, beklagt etwa die Ungerechtigkeit
im Kaffeeanbau: „Während wenige Konzerne den deutschen Kaffeemarkt unter sich aufgeteilt
haben und ihre Wertschöpfung in den vergangenen Jahren massiv steigern konnten, können
die Bauern von ihrer harten Arbeit kaum noch Leben.“
Die Arbeitsbedingungen sehen laut Gisela Hänel im Kakaoanbau nicht besser aus. „In der
Elfenbeinküste, dem mit ca. 2 Mio. Tonnen größten Kakaoexporteur, herrschen zum Teil
sklavenähnliche Zustände auf den Plantagen.“ Die deutschen Schokoladenunternehmen,
welche 10% der weltweiten Kakaoernte abnehmen, sind für das Mitglied des Eibenstocker
Weltladens mitverantwortlich an dieser Misere. Grund dafür ist ihre enorme Marktmacht, die
sie nicht für bessere Arbeitsbedingungen geltend machen.
Erhebliche Missstände gibt es ebenfalls in den Lieferketten von IT-Produkten. Das Team des
FAIRkauf Ladencafé macht bereits seit Jahren auf lebensgefährliche Arbeitsbedingungen
etwa bei der Gewinnung von Coltan im Kongo aufmerksam. Der Rohstoff wird u.a. für die
Produktion von jährlich 1,25 Mrd. Smartphones benötigt. „Leider hat sich für die Menschen
in den vergangenen Jahren nichts verbessert. Bis auf wenige kleine Anbieter, ist weiterhin
kein Unternehmen dazu bereit menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu gewährleisten,“
bemängelt Götz Leeder-Kamanda.
Und auch die FAIREwelt Chemnitz beteiligt sich an der Gemeinschaftsaktion:
Menschenrechtsverletzungen, gefährliche Chemikalien, Kinderarbeit und Löhne weit unter
dem Existenzminimum in der Herstellung von Lederschuhen beschäftigen etwa Camilla
Ahner. „Damit sich dies endlich ändert und auf meinen Schuhen neben meinem Gewicht nicht
das der untragbaren Arbeitsbedingungen lasten muss, fordere ich die Bundesregierung dazu
auf, ein Lieferkettengesetz zu verabschieden.“
Einig sind sich die westsächsischen Weltläden darin, dass für eine Verbesserung der
Arbeitsbedingungen im Globalen Süden unternehmen stärker in die Pflicht genommen
werden müssen. Die Aktivisten fordern deswegen von der Bundesregierung einen
gesetzlichen Rahmen in Form eines Lieferkettengesetzes. Den Ankündigungen von
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) dieses
Gesetz zu unterstützen, müssen nun Taten folgen.

Hier Petition unterschrieben und mehr Informationen erfahren.